Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Rohkostlehren

Erstellt von r.ehlers am Montag 6. Juli 2015

Der Verzehr von Rohkost ist immer wieder mal ein zentrales Thema der richtigen Ernährung, besonders deshalb, weil sich (1) die strengen Verfechter reiner Rohkost, (2) deren Gegner und (3) die Experten, die Rohkost gerade mal tolerieren, aber nicht für wichtig halten, so heftig streiten.

Meine Grundposition habe ich klar gemacht: http://www.essenspausen.com/ein-leben-ohne-rohkost-geht-nicht/. Es liegt allein an der Verfügung über funktionsfähige Verstoffwechslungsenzyme aus der rohen Nahrung, dass es – jedenfalls in unseren Breiten und bei unseren Kochgewohnheiten – ganz ohne Rohkost nicht geht. Dass jegliche erhitzte Nahrung, also Nicht-Rohkost, schädlich sei, ist dagegen nicht ausgemacht.

Als Ausgangspunkt für meine Darlegung wähle ich im Internet den informativen Wikipedia-Beitrag zum Stichwort Rohkost, auch um zu zeigen wie Wikipedia ( auch hier) einseitig und in einigen wichtigen Fragen einfach falsch den vom „Mainstream“ vorgegebenen Festlegungen folgt.

-de..wikipedia.de-

Rohkostsalat aus verschiedenem Gemüse

Was ist überhaupt Rohkost?

Allgemeinsprachlich ist die Abgrenzung ganz einfach: Rohkost besteht aus roher (ungekochter) Pflanzenkost. Um das festzustellen, müssen wir nur wie weiland der Reformator Dr. Martin Luther bei seiner Bibelübersetzung „den Leuten aufs Maul schauen“. Um zu wissen, was die Anwender einer Sprache einvernehmlich als wesentliche Merkmale eines Begriffs sehen, brauchen wir keine Fachleute zu fragen – die haben ihre eigenen Begriffe, die wir einfachen Leute ggf. in die Normalsprache übersetzen müssen. Aber die Herrschaft über unsere Sprache liegt bei uns selbst!

Daraus ergibt sich für den Sprachbegriff der Rohkost:

Mit Rohkost ist nur nicht nenenswerter Hitze ausgesetzte Pflanzenkost gemeint, kein Fleisch und keine Milchprodukte, aber nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Samenkörner, Nüsse und Pilze – die Wikipedia in seiner Darlegung der Begriffsinhalte einfach „vergisst“.

Dagegen ist es falsch, auch bei weiter Begriffsfassung nur gänzlich unverarbeitete Lebenmittel als Rohkost anzusehen. Diese fachliche Ansicht wird zwar vertreten, hat aber mit dem Sprachbegriff der Rohkost absolut nichts zu tun. Man muss doch auch einmal fragen, worum es in der Sache Rohkost überhaupt geht, nämlich darum, die inneren Werte der Nahrung nicht zu zerstören . Eine Verarbeitung, wie etwa das einfache Waschen, das schonende Trocknen und das Vermahlen bei geringen Temperaturen lässt doch alle Inhaltsstoffe weitestgehend unberührt. Auch ein Einlegen  der Nahrung nimmt ihr nicht den Rohkostcharakter, ebenfalls nicht die Kalträucherung.

Es gibt beachtliche lebensmittelfachliche Rohostbegriffe wie die der Gießener Rohkoststudie von 1994 (Prof. Dr. Leitzmann), nach denen auch von Rohkost gesprochen wird, wenn eine kurze  Hitzebehandlung erst zu Herstellung eines Lebensmittels notwendig ist wie z.B. bei Schleuderhonig und kaltgepressten Ölen. Es mag sein, dass sich der Sprachbegriff der Rohkost nach und nach mehr in diese Richtung bewegt.

 

Rohkostlehren

Wikipedia stellt nur einige der unzähligen Rohkostlehren heraus:

  • „Urkost nach Franz Konz, vegan, betont neben der Früchterohkost wilde Kräuter und Wildgemüse (z. B. Löwenzahn, Ampfer, Brennessel usw. ).
  • Primal Diet nach Aajonus Vonderplanitz, nicht-vegetarisch mit stark reduzierter Aufnahme von Kohlenhydraten und Betonung des Verzehrs von Fleisch, Fett, frisch gepressten Gemüsesäften, Rohmilch und Rohmilchprodukten.
  • Instinctotherapie nach Guy-Claude Burger, vegetarisch oder nicht-vegetarisch möglich. Es wird – dem Instinkt folgend – alles gegessen, was im Naturzustand gut riecht und schmeckt. Die Nahrung wird nicht gemischt, alle ursprünglichen, nicht verarbeiteten Nahrungsmittel sind erlaubt.
  • Fit for Life nach Harvey und Marilyn Diamond, größtenteils vegan, fast ausschließlich Rohkost. Als Getränke zulässig sind nur destilliertes Wasser und frisch gepresster Orangensaft.
  • Lichtkost nach Fritz-Albert Popp, vegetarisch, mit dem Schwerpunkt auf Sprossen, rohem Gemüse, Getreide, Nüssen und Rohmilch.“

Wenn man einen Überblick haben will über die ganze Rohkostszene, kommt man indessen nicht vorbei an Bircher-Benner, Werner Kollath, Josef Stocker und Dr. Johann-Georg Schnitzer, um nur einige zu nennen.

Ich halte es für müßig, sich mit dem, was in der „Rohkostszene“  an bloßer Ideologie verbreitet wird, genauer zu befassen. Aber von den Anhängern der Rohkost sind viele bedeutende Erkenntnisse über die richtige Ernährung gekommen. Allein der Umstand, dass viele Rohkostler wie Norman W. Walker (99), Max Otto Bruker (92), John Tilden (90), James Caleb Jackson (84), Linus Pauling (93), Ralph Bircher (90) und Walter Sommer  (99) sehr alt geworden ist, sagt nicht viel. Wer sich überhaupt viel mit Ernährung befasst, kennt wenigstens viele mögliche Probleme, denen er vorbeugen kann. Andere Rohkostler starben aber relativ früh: Maximilian Bircher-Benner (72), Emil Drebber (70), Gustav Schlickeysen (70), Otto Greither (63) und Theodor Hahn (59).

 

Gründe für die Rohkost

An den altbekannten Gründen, die für wenigstens einen Teil an roher Kost sprechen, kommt man nicht vorbei, auch nicht Wikipedia:

„Durch (längeres) Erhitzen werden temperaturempfindliche Stoffe (wie beispielsweise Vitamin C, Chlorophyll oder ungesättigte fettsäuren zerstört und ihr Gehalt in der Nahrung nimmt dadurch ab, gleichzeitig nimmt der Gehalt an Stoffen zu, die in größerem Maße erst durch Erhitzen entstehen, wie beispielsweise Acryamid (insbesondere in stärkehaltigen   und stark erhitzten Lebensmitteln wie Pommes frites). Bei der Erhitzung von Fetten entstehen zahlreiche Zersetzungsprodukte wie beispielsweise konjugierte Fettsäuren sowie  deren Abbauprodukte (freie kurzkettige Fettsäuren, Mono- und Diglyceride, Aldehyde, Ketone, , Polymere, cyclische undaromatische Verbindungen).

Die Vorteile der Rohkost werden (also) darin gesehen,

  • dass damit auch hitzeempfindliche bzw. unveränderte native „heile“ Stoffe mit der Nahrung aufgenommen werden, wie insbesondere Sekundärpflanznestoffe  und Vitamine,Enzyme, unraffinierte  Fette und Kohlenhydrate und nichtdenaturierten Proteine bzw. Aminosäuren.

  • dass damit Reaktionsprodukte, die bei der Erhitzung von Nahrungsmitteln entstehen (beispielsweise hitzedenaturierte Proteine), nicht aufgenommen werden.“

Wieviel an roher Kost es damit wirklich braucht, ist nicht gewiss.

Nach Wikipedia wird angeblich ein Anteil an Rohkost in der Ernährung in Form von Obst und Gemüsen von der mächtigen Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.(DGE) empfohlen. Gerade das stimmt aber nicht, wie ich in meinem eingangs genannten Beitrag nachgewiesen habe. Die DGE toleriert nämlich generell nur ein wenig Rohkost, sie fordert sie aber nicht!

Immerhin empfiehlt sie Rohkost als Teil einer Diät zur Minderung von Übergewicht,  beim metabolischen Sysndrom, Diabetes II und koronarer Herzerkrankung. Dass Dr.Johann-Georg Schnitzer aus Friedrichshafen sein Leben lang Bluthochdruck und Diabetes höchst erfolgreich mit seiner Rohkost bekämpft hat, nimmt sie nicht einmal zur Kenntnis. Es herrscht Krieg zwischen der DGE und den heftigen Verfechtern von Rohksot!

 

Gründe gegen die Rohkost

Bei den angeblichen Nachteilen desVerzehrs (pflanzlicher) Rohkost holt Wikipedia sehr viel weiter aus. Bezogen auf die rein pflanzliche Rohkost sind es aber nur zwei wesentliche Gesichtspunkte, die hervorzuheben sind:

(1) Wikipedia:

„Rohkost führt im Vergleich zu gegarter Kost zu einer unvollständigeren Verdauung, was die Aufnahme von manchen Vitaminen und Spurenlementen verschlechtern kann sowie Mangelerkrankungen und Blähungen begünstigt.“

Mein Kommentar:

Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Bis auf die Zellen zerkleinerte Rohkost (Kauen, Schmauen, Trocknen und Vermahlen) macht die natürlichen Inhalte ohne jede Einschränkung verfügbar. Aber ein Argument gegen extreme Rohkost ist dies in gewisser Weise schon, weil es schwer ist, nur so zerkleinerte Nahrung zu essen und viele Menschen es daher einfach lassen.

(2) Wikipedia:

„Vitamnin E und Vitamin A werden stärker nach Erhitzen vom Körper aufgenommen.Auch werden einige pflanzliche Fraßgifte wie die in Hülsenfrüchten vorkommenden Phasine und die  cyanogenen Glykoside erst durch Hitzeeinwirkung weitgehend zerstört. Beim Keimvorgang wird nur ein Teil des Phasingehalts abgebaut. Bei einer Rohkosternährung kann es im Vergleich zu erhitzter Kost zu Problemen mit der Hygiene der Nahrungsmittel kommen, da die Rohkost nicht durch Erhitzen desinfiziert wird.“

Mein Kommentar:

Das ist alles richtig. Es spricht für eine „normale“ Mischkost sowie für eine große Sorgfalt in der Auswahl roher Kost (möglichst „Bio“). Ich kann noch hinzufügen, dass diese Sorgfalt besonders wichtig ist beim Verzehr nativer Kost auf leeren Magen, da diese ja auch nicht der gifttötenden Wiekung der Magensäure ausgesetzt wurde.